Leo Trotzki und Josef Stalin – Machtkampf um Lenins Erbe. Wieso wurde der russische Revolutionär Leo Trotzki unter Stalin seiner Ämter enthoben und des Landes verwiesen?

Im Jahre 1917 ereignete sich die erste, erfolgreiche rote Revolution der Welt. Im Zuge der Oktoberrevolution wurde aus dem einstigen Zarenreich Russland die kommunistische Sowjetunion. Neben Lenin und Josef Stalin war Leo Trotzki einer der wichtigsten Revolutionäre. Doch im Vergleich zu Stalin verliert Leo Trotzki im weiteren geschichtlichen Verlauf nach dem Tod Lenins seinen gesamten Einfluss. Dieser Artikel soll den Gründen und der Rolle Trotzkis in der Revolution auf den Grund gehen.

Trotzkis vor der Revolution

Bereits zum Ende des 19. Jahrhunderts fiel Leo Trotzki wegen seines marxistischen Weltbildes und revolutionärer Umtriebe auf. In dieser Zeit lernte er auch Lenin kennen, welcher ihn nach seiner Flucht aus dem sibirischen Exil in London aufnahm. Schon bald nahm er eine wichtige Rolle in Lenins sozialdemokratischer Zeitung ein und trat der SDAPR (aus der später die Bolschewiki hervorgehen sollten) bei. Nach den erfolglosen Dezemberaufständen floh Trotzki schließlich ins Exil nach Wien. Im Mai 1917 gelang er schließlich, nach zwischenzeitlicher Deportation in die USA, wieder nach Russland.

Trotzkis Rolle in der Revolution und Lenins Sowjetreich

In Russland schloss sich Trotzki den Bolschewiki unter Führung Lenins an. Rasch stieg er zu einem der wichtigsten Männer der Partei auf und organisierte die „Kampfverbände der Roten Garde“. In dieser Funktion hatte er unter Anderem großen Einfluss auf die erfolgreiche Stürmung des Winterpalasts. Aber auch ideologisch trug Trotzki wichtige Überlegungen zur Erschaffung des kommunistischen Russlands bei. Als Folge der erfolgreichen Revolution übernahm er schließlich das Amt des Volkskommissars und hatte die äußerst wichtige Aufgabe inne, eine Waffenstillstand mit dem Deutschen Reich zu schließen, was ihm schließlich auch gelang. Daraufhin übertrug Lenin im den Aufbau und die Führung der Roten Armee

Trotzkis und Stalin – Der Machtkampf

Bereits kurze Zeit nach der Revolution kamen Konflikte zwischen den beiden starken Männern hinter Lenin auf. Trotzki und Stalin galten als größte Kritiker des jeweils anderen. Dies spitzte sich mit dem Rückzug Lenins aus gesundheitlichen Gründen zu, denn es entbrannte ein Kampf um das entstandene Machtvakuum zu füllen. Durch Vertuschung und Zurückhalten des politischen Testaments Lenins gelang es Stalin, die Macht an sich zu reißen. Trotzki behaarte allerdings darauf, da er von Lenin in seinem Testament als der geeignetere bezeichnet wurde, diese Rolle einzunehmen. Doch bereits 1923, kurz bevor Lenin starb, übernahm Stalin die Kontrolle des russischen Zentralkomitees und wehrte sich erfolgreich gegen Angriffe Trotzkis. Dessen Einfluss in der Partei nahm daraufhin deutlich ab. So war es Stalin möglich, nach dem Tod Lenin und gegen den Willen Trotzkis, seine Vorstellung des Sozialismus im Land durchzusetzen. Der Machtkampf war zugunsten Stalins entschieden.

Trotzkis und Stalin – Das Ende des Revolutionärs

1925 war Stalin schließlich mächtig genug, um Trotzki seines Amts als Kriegskommissars zu entheben. Ab diesem Zeitpunkt durfte er lediglich untergeordnete Tätigkeiten ausüben und wurde zunehmend kaltgestellt. Nach und nach brandmarkte Stalin ihn als Verräter und Abweichler und ließ schließlich Trotzkis Namen und Bilder aus allen Dokumenten entfernen. Er leugnete von nun an sogar die Beteiligung Trotzkis an der Revolution. 1927 wurde Trotzki schließlich aus der Partei ausgeschlossen und verbannt. Über Umwege gelangte er nach Mexiko, wo er schließlich seinen Tod fand. Da er nach wie vor durch seine Pamphlete gegen den Stalinismus ein Dorn im Auge Josef Stalins war, gab Stalin mehrere Mordanschläge auf Trotzki in Auftrag. Einer dieser war am 20. August 1940 erfolgreich. Leo Trotzki verstarb einen Tag später an den Folgen dieses Attentats in Coyoacán, Mexiko.